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Psychodiabetologie: Lebensqualität dauerhaft wiederherstellen

Das Risiko für Menschen mit Diabetes, an einer Depression zu erkranken, ist doppelt so hoch. Daher ist es entscheidend, bei diesen Patienten auf die frühzeitige Diagnostik sowie eine multidisziplinäre Therapie zu setzen, um die Lebensqualität zu erhalten und die Gefahr schwerwiegender Folgen zu reduzieren.

Die Zahlen sind erschreckend. Menschen mit Diabetes werden von Depressionen rund doppelt so häufig geplagt und zugleich belegen Studien, dass Depressive häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken als Menschen ohne psychische Probleme. Das Risiko ist um rund 30 Prozent erhöht. Ein möglicher Hintergrund laut Fachleuten: Der Umgang mit der Stoffwechselerkrankung ist mit vielen Herausforderungen verbunden, die seelischen Stress auslösen können, und zum anderen kann eine Depression zu einem ungesunden Lebensstil führen, der wiederum einen Diabetes begünstigt. Wer depressiv ist, dem fehlt oft auch der Antrieb zu Sport oder gesunder Ernährung. Beides Gewohnheiten, die vor Diabetes schützen können. Hinzu kommt, dass bei vielen Depressionskranken mehr Cortisol im Blut kreist. Dieses körpereigene Stresshormon reduziert die Insulinwirkung und begünstigt dadurch die Entstehung von Diabetes.

 

Die Depression führt bei den Betroffenen zu einer Verschlechterung des Diabetes-Managements und der Stoffwechsellage, zu mehr Folgeerkrankungen und sogar zu einer erhöhten Sterblichkeit. Es ist wirklich ein großes Problem für Betroffene. Zudem sind Menschen mit Diabetes zahlreichen psychischen Belastungen ausgesetzt und leiden unter Diabetes-spezifischen Ängsten wie Angst vor Unterzuckerung. In der Folge ihrer Erkrankung erleiden Diabetes-Patienten doppelt so häufig eine Depression wie gesunde Personen.

 

Neue Lebensqualität durch individuelle Behandlungskonzepte

 

Daher ist es entscheidend, bei diesen Patienten auf die frühzeitige Diagnostik sowie eine multidisziplinäre Therapie zu setzen. Das ist notwendig, um die schlechte Prognose von Menschen zu verbessern, die an beiden Krankheiten gleichzeitig leiden. Sie haben eine deutlich schlechtere Lebensqualität, eine schlechtere Stoffwechseleinstellung, mehr funktionelle Einschränkungen und Folgeerkrankungen und sogar eine erhöhte Sterblichkeit. Nur durch individuelle Behandlungskonzepte können Betroffene wieder neue Lebensqualität gewinnen und lernen, mit der doppelten Erkrankung dauerhaft so umzugehen, dass sie bestmöglich den Alltag meistern können.

 

Psychodiabetologie ist das Stichwort. Moderne Schulungen, eine auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Diabetestherapie in der Diabetes-Schwerpunktpraxis sowie eine interdisziplinäre Behandlung von Hausarzt, Diabetologe und Psychosomatiker beziehungsweise Psychotherapeuten mit Diabetes-spezifischen Fachkenntnissen sind hilfreich, um diese Patienten bestmöglich zu betreuen und ihnen eine neue Lebensqualität trotz schwerer Erkrankung zu verschaffen. In speziellen Schulungen und Psychosomatischen Diabetes-Sprechstunden durch ärztliche und psychologische Psychotherapeuten werden alle wichtigen Kenntnisse vermittelt, die Betroffene für die Bewältigung ihres täglichen Lebens benötigen – denn Wissen entlastet die Psyche. Wer sich mit der Krankheit gut auskennt, fühlt sich sicherer im Therapiealltag und hat seine Zuckerwerte meist besser im Griff. So lernen Diabetiker, unbeschwert und locker ihren Alltag trotz Diabetes zu gestalten.

 

Übrigens: Schon kleine Maßnahmen können gegen eine beginnende oder akute Depression helfen und eine psychodiabetologische Behandlung fördern. Spaziergänge, Walking oder Jogging an der frischen Luft sind als Faktor bei der Behandlung einer Depression nicht zu unterschätzen.