Auf https://www.weltdiabetestag.de finden Sie weitere Informationen rund um den internationalen Aktionstag.
Hier finden Sie den aktuellen Flyer zum Weltdiabetestag in Düsseldorf.
Außerdem waren stellvertretend für das Netzwerk RIN Diabetes e.V Fr. Dr. Schottenfeld-Naor und Dr. Olaf Spörkel am 12.11. zu einer Pressekonferenz bei NRW-Gesundheitsminister Laumann zu Gast. Fr. Dr. Schottenfeld-Naor brachte sich dort zum Thema „100 Jahre Insulin“ ein:
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100 Jahre Insulin- wo stehen wir heute?
Vor 100 Jahren wurde mit der Entdeckung des Insulins durch Banting und Best eine lebensrettende Therapie geschaffen, die Menschen mit Typ 1 das Überleben ermöglichte. Seither ist viel passiert. 100 Jahre Insulin sind eine Erfolgsgeschichte!
Die Insulintherapie hat sich natürlich in den letzten 100 Jahren, insbesondere im letzten Jahrzehnt, entscheidend verändert und wird ständig weiterentwickelt - mit neuen „smarten“ Insulinen in der Pipeline- und erlaubt in Verbindung mit modernen Technologien eine sehr gezielte Anpassung an Mahlzeiten und Alltagssituationen.
So weit, so gut?
Dennoch bleibt der Diabetes auch weiterhin eine medizinische und gesellschaftliche Herausforderung.
Vor 100 Jahren ging es ums nackte Überleben, heute sind andere Aspekte im Vordergrund, von denen ich einige wesentliche herausgreifen möchte:
1. Prävention Adipositas und Typ 2 -Diabetes
Übergewicht und Diabetes steigen stark an und dies besonders in den sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen. Hier braucht es die Förderung gesunder Ernährung und Bewegung , aber auch die Reduktion von Feinstaub- und Lärmbelastung sowie den Klimaschutz! Klimaschutz und Diabetesprävention sind zwei Seiten einer Medaille.
2. Häufiger Ketoazidose bei Manifestation
Wir beobachten besonders in der Coronazeit einen Anstieg der schweren Stoffwechselentgleisungen bei Manifestation des Diabetes. Eine Ketoazidose ist eine potenziell tödliche Stoffwechselentgleisung, die intensivmedizinisch behandelt werden muss und natürlich für die betroffenen Kinder und Jugendlichen eine traumatische Erfahrung darstellt. Diese kann vermieden werden, indem der Diabetes früher erkannt und eine Insulintherapie vorder schweren Entgleisung eingeleitet wird!
3. Stärkung der ambulanten und intersektoralen Versorgung
Die Mehrheit der Menschen mit Diabetes wird ambulant in der Hausarzt- und Diabetesschwerpunktpraxis behandelt. Wir brauchen hier eine Stärkung der DMP, einen Abbau der Bürokratie und der intersektoralen Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Behandlung. Diabetespatienten sind im Krankenhaus oft nicht ausreichend versorgt und brauchen auch in der Klinik, z.B. vor operativen Eingriffen, eine hochwertige diabetologische Versorgung.
Digitale Schulungen und Video-Sprechstunden sollten ausgebaut werden, um mehr Menschen auch in entlegenen Gebieten oder Berufstägige zu erreichen.
Die Kooperation zwischen den medizinischen Fachgebieten soll verbessert werden, um Begleiterkrankungen frühzeitiger und gezielter zu behandeln und schwere Folgerekrankungen zu vermeiden.
4. Förderung der psychischen Gesundheit und Lebensqualität
Menschen mit Diabetes leiden häufiger unter psychischen Belastungen und Begleiterkrankungen wie Depression und Angststörung sowie einer eingeschränkten Lebensqualität. Wir müssen durch interdisziplinäre Ansätze den Fokus verstärkt auf die Bedürfnisse, die psychische Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen richten. Einen Ansatz in diese Richtung verfolgen wir durch den Qualitätszirkel „Psychodiabetologie“
5. Multidisziplinäre Anstrengungen
Es braucht einen multidisziplinären Ansatz, einen Zusammenschluss der Betroffenen in der Deutschen Diabetes Hilfe und der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen mit der Politik, um die Situation der Menschen mit Diabetes zu verbessern. Diesen Ansatz verfolgen wir im RIN (Regionales Innovationsnetzwerk) Diabetes. Darüber hinaus wünschen wir uns einen „ Runden Tisch“ in NRW, zusammen mit den Kostenträgern und der Politik, um die medizinischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen gemeinsamanzugehen.
Fazit
100 Jahren Insulin sind eine Erfolgsgeschichte!
Insulin macht in vielen Fällen das Leben mit Diabetes erst möglich. Aber die Versorgung der Menschen mit Diabetes braucht noch mehr. Die Bedürfnisse der betroffenen Menschen und ihre Lebensqualität sowie die Verhinderung schwerer Folgeerkrankungen müssen noch stärker in den Fokus rücken. Darüber hinaus brauchen wir multidisziplinäre Ansätze sowohl in der Prävention als auch in der medizinischen Versorgung und eine enge Kooperation zwischen den Betroffenen und den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem, um die Situation der betroffenen Menschen weiter und nachhaltig zu verbessern.