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In der Diabetes-Schwerpunktpraxis von Fr. Dr. Schottenfeld-Naor im Herzen von Düsseldorf werden Patienten mit Diabetes mellitus spezialisiert betreut. Wir unterstützen Sie im Bemühen um eine gesunde Ernährung und Lebensführung in Bezug auf Ihre Diabetes Erkrankung.
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Diabetes & Psyche - Wenn die Seele Hilfe braucht

Angst vor Unterzuckerung, Frust über die pausenlose Selbstdisziplin oder sogar Depressionen: Diabetes kann die menschliche Seele stark unter Druck setzen. Um ihr zu helfen, arbeiten Experten der Diabetologie und Psychotherapie zusammen.

 

Redakteurin Natascha Plankermann sprach im Rahmen einer Sonderausgabe der Neuen Apotheken Illustrierten mit Fr. Dr. Schottenfeld-Naor.

 

Diesen ausführlichen Beitrag dürfen wir netterweise auf der Medplus-Website veröffentlichen.

Als Kind fand es Anastasia L. normal, Nudeln oder Kartoffeln vor jeder Mahlzeit abzuwiegen und ständig ihren Blutzucker zu messen. Dann kam die Pubertät – und mit ihr der innere Protest gegen die Erkrankung. »Ich wollte den Diabetes nicht mehr akzeptieren. Broteinheiten habe ich nur noch geschätzt und manchmal zu den Mahlzeiten gar kein Insulin gespritzt. Es war mir besonders in der Öffentlichkeit unangenehm«, erzählt die heute 31-Jährige, die mit sieben Jahren die Diagnose Typ-1- Diabetes bekam. In ihrem Tagebuch verbesserte sie damals heimlich ihre Blutzuckerwerte, doch der Langzeitwert brachte es an den Tag: Der Blutzucker schwankte – und das tut er bis heute. Ein frustrierendes Erlebnis für die Mediengestalterin, auch, weil sich die Schwankungen auf das Wohlbefinden auswirken. Dann hat sie das Gefühl zu versagen, sagt zu sich selbst: »Ich muss das in den Griff bekommen! « Hinzu kommt die Angst, mit der Zeit etwas in ihrem Körper zu verspüren, was sie bisher noch nicht kennt: Kribbeln oder Schmerzen in den Füßen zum Beispiel, die Zeichen einer möglichen Nervenschädigung.

 

Fachleute unterstützen

 

Dr. Jolanda Schottenfeld-Naor und Dr. Rainer Paust kennen diese Gefühlslagen, dieses ständige Auf und Ab. Allerdings nicht aus eigenem Erleben, sondern aus Gesprächen mit Patienten und durch den Austausch unter Kollegen. Die niedergelassene Düsseldorfer Diabetologin Schottenfeld-Naor und der Therapeut Paust, Leiter des Instituts für Psychosoziale Medizin am Elisabeth-Krankenhaus Essen, haben den ersten bundesweiten Qualitätszirkel für Psychodiabetologie ins Leben gerufen. Seit einem Jahr geben sie sich in einem kleinen Kreis von Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Disziplinen untereinander Tipps und Hinweise für die Behandlung. So möchten sie im Sinne der Patienten vom gegenseitigen Wissen profitieren.

 

Psychodiabetologie, was ist das?

 

»Im Grunde ein Kunstwort. Es wurde geprägt, weil wir beobachten, dass viele psychische und psychosoziale Belastungen aus der Erkrankung resultieren. Diabetes wirkt auf alle Lebensbereiche ein. Und dieser Einfluss ist unterschiedlich stark ausgeprägt, je nach Diabetesform und Lebensalter«, berichtet Paust. Will heißen: Mancher ist zuweilen genervt von der pausenlosen Selbstbehandlung – ohne eine Auszeit, rund um die Uhr. Ein anderer hingegen fühlt sich mit den Jahren extrem unter Druck gesetzt durch Sorgen und Ängste, etwa vor einer möglichen Unterzuckerung oder vor Folgeerkrankungen, die bis zur Erblindung oder Blutwäsche führen können. Nicht jeder Mensch hat die Kraft und die Ausdauer, diesen Druck ohne Unterstützung zu bewältigen. Deshalb wollen die Mediziner mit ihrer Zusammenarbeit Hilfe anbieten oder auch vermitteln. Denn die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß, sowohl auf Seiten der Diabetologen als auch bei den Experten für die Psyche.

 

Technik und Gespräche

 

Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung können mehr Sicherheit im Umgang mit dem Diabetes bringen.

 

So kann Schottenfeld-Naor ebenso wie ihre Kollegen den Patienten die Behandlung durch moderne Technik erleichtern. Sensoren, die den Blutzucker im Gewebe kontinuierlich und unauffällig messen können, bieten sich als Hilfsmittel für viele Menschen mit Diabetes an, die häufig Zuckerwerte messen müssen. Über eine App auf dem Smartphone oder andere spezielle Geräte lässt sich der Verlauf der Werte unauffällig kontrollieren – und man entscheidet selbst, wann man Insulin spritzt oder über einen Katheter in den Körper pumpt. »Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes können wir inzwischen auch mit modernen Medikamenten statt täglicher Insulininjektionen behandeln. Das erleichtert den Alltag und lässt oft auch das Gewicht purzeln«, sagt die Diabetologin. Schulungen sieht sie als das A und O an: »Hier lernt man den selbstbestimmten Umgang mit dem Diabetes und gewinnt dadurch die Kontrolle über die Erkrankung.« Schottenfeld-Naor findet es sinnvoll, ihre ärztlichen Instrumente durch diejenigen der Psychotherapie zu ergänzen.

 

»Bei manchen Menschen reichen einige Gespräche, um kleinere Probleme zu klären. Andere brauchen zeitweise eine Gruppen- oder längerfristig eine Einzeltherapie«, bestätigt Paust. Anastasia L. hat die Chancen genutzt, die ihr die Ärzte und Therapeuten boten. Nach etwas Bedenkzeit entschied sie sich für eine Insulinpumpe und ist zufrieden: »Jetzt kann ich die Werte besser kontrollieren, das bedeutet auf jeden Fall mehr Lebensqualität. « Eine besondere Begegnung bei einer Gruppe mit psychotherapeutischer Begleitung half ihr darüber hinaus. Dort lernte sie eine ältere Frau kennen, die genau wie sie schwankende Blutzuckerwerte hatte. »Sie ließ sich dadurch jedoch ihre gute Stimmung nicht nehmen und verglich Diabetes mit einem Haustier, um das sie sich kümmern muss«, staunt Anastasia L. Noch heute. So möchte sie auch älter werden: gelassen bleiben, wenn nicht alles perfekt läuft, und nicht vergessen, dass man lebt. Diplom-Pädagoge Paust hört auch von anderen Patienten immer wieder, wie erleichtert sie sich fühlen, wenn andere von Problemen erzählen, die sie von sich selbst kennen. »Es tut gut, zu hören, dass es nicht den einen Weg gibt, die Erkrankung zu bewältigen. Sondern viele unterschiedliche Strategien, von denen man sich inspirieren lassen kann.«

 

Hilfe suchen und annehmen

 

Der Austausch mit anderen Menschen mit Diabetes hilft vielen. Sei es in einer Selbsthilfegruppe, einer Online- Community oder im Rahmen einer Schulung.

 

Der Weg zu mehr Gelassenheit im Umgang mit seinem Diabetes war für Manfred F. (Name von der Redaktion geändert) steinig. Der 58-jährige Handwerker weiß seit sieben Jahren, dass er Typ-2-Diabetes hat. Er kämpft an vielen Fronten: viel Stress im Job, eine ungünstige Stoffwechseleinstellung und obendrein klettert der Zeiger der Waage ständig nach oben. 30 Kilo hat Manfred F. in den vergangenen zwei Jahren zugenommen und schämt sich dafür so sehr, dass er sich nicht traut, in ein Fitness-Studio zu gehen. Er arbeitet so viel, dass er Arzt- und Schulungstermine verpasst. Abends und nachts packen ihn »Fressanfälle« aus Frust. Er trinkt auch Alkohol, um zu vergessen. Für Schottenfeld-Naor im übertragenen Sinne eine harte Nuss, die sie gern knacken wollte – den Mann dazu zu bringen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, obwohl dies starke Gegenwehr auslöste. Nach dem Motto: Ich bin doch nicht verrückt! Dabei war das Ziel der Ärztin klar. Sie wollte Manfred F. vor einem möglichen Burnout oder sogar einer Depression bewahren. Studien haben gezeigt, dass erwachsene Diabetiker drei- bis vierfach häufiger als andere Menschen unter Depressionen leiden. Etwa jeder vierte Mensch mit Diabetes hat demnach eine leichte depressive Störung, etwa jeder zehnte eine schwere Depression. »Der Diabetes kann eine Depression auslösen, diese wiederum kann den Diabetes verstärken – schnell entsteht ein Teufelskreis«, sagt die Diabetologin.

 

Im Fall von Manfred F. hat ihr die empathische Gesprächsführung geholfen, die sie von den Psychotherapeuten gelernt hat. Immer wieder fragte sie ihren Patienten in der geschützten Atmosphäre ihres Sprechzimmers: Wie geht es Ihnen, kommen Sie klar mit Ihrem Diabetes? Sie haben offenbar viel Stress, wenn Sie nicht zu den Kontrollen und Schulungsterminen kommen können? Der berühmte »stete Tropfen« brachte schließlich den Erfolg – und die Erfahrung von Schottenfeld-Naor bewahrheitete sich: Je höher der Leidensdruck des Patienten ist, desto offener zeigt er sich meist dafür, etwas zu verändern. »Meine Frau sagt auch immer, ich müsse endlich etwas unternehmen«, gab Manfred F. nach einiger Zeit zu. Er willigte schließlich in einen Klinikaufenthalt ein, aus dem er befreit und voller guter Vorsätze zurückkehrte. Die Informationen, die er in der Klinik zu Themen wie Ernährung und Bewegung bekam, gaben den Anstoß zu einem gesünderen Lebenswandel.

 

Angehörige können unterstützen

 

Daran zeigt sich einerseits, wie wichtig es ist, dass Patienten gut darüber Bescheid wissen, welche Handlungsoptionen es in der Diabetestherapie gibt. Andererseits wird die große Rolle der Angehörigen und Freunde deutlich. »Ich bin dankbar, wenn die Partner mit in die Praxis kommen«, betont Schottenfeld- Naor. In gemeinsamen Gesprächen kann sie manchem Ehemann erläutern, dass er seine Frau nicht allzu sehr vor ihrem Diabetes beschützen muss und sie auch mal allein lassen kann. Anderen Partnern muss sie verdeutlichen, dass der Diabetes ihres Lebensgefährten sie mit betrifft – zum Beispiel, wenn es um das gemeinsame Kochen geht. Aber auch sonst wird das Leben als Paar oder Familie vom Diabetes geprägt. Alles muss gut und möglichst diszipliniert geplant werden, Spontaneität fällt schwer. Therapeut Paust erlebt aber auch, dass Angehörige mit ihren Problemen im Umgang mit dem betroffenen Menschen auf ihn zukommen: »Sie haben dann zum Beispiel das Gefühl, dieser kümmere sich nicht ausreichend um seine Gesundheit.« Anastasia L. freut sich, dass ihr Lebensgefährte sie wie selbstverständlich abends vor dem Zu-Bett- Gehen fragt: »Hast du den Zuckerwert gecheckt?« Sie weiß, wie wichtig sie ihm ist. Aber ihr ist auch bewusst: Für ihr Wohlergehen trägt sie allein die Verantwortung. 

 

Hilfe bei Depressionen

 

Das psychische Wohlbefinden ist bei Menschen mit Diabetes im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung reduziert:
Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie (DAWN2), an der 8596 Menschen mit Diabetes aus 17 Ländern teilnahmen. Auf einer Skala von 0 bis 100 (maximales Wohlbefinden = 100) erreicht die deutsche Allgemeinbevölkerung einen Wert von 70,3. Befragte mit einer Diabetes-Erkrankung erreichten einen deutlich geringen Wert von 57,2. Laut der Studie besteht bei jedem siebten Menschen mit Diabetes das Risiko einer Depression. Die Arbeitsgemeinschaft »Diabetes und Psychologie« der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bietet Betroffenen Informationen, Tipps und Hilfestellung an: www.diabetes-psychologie.de Über die Website können auch speziell ausgebildete Psychotherapeuten in der Nähe des Wohnortes gesucht werden, die Erfahrungen mit Diabetes haben und teils auch Beratung via Bildschirm anbieten. Selbsthilfegruppen und Partnerorganisationen, die einen Austausch über den Diabetes ermöglichen, finden sich über das Diabetesinformationsportal diabinfo.de

 

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Mehr Informationen zu dieser Sonderausgabe finden Sie hier:

 

https://www.aponet.de/artikel/diabetes-psyche-hilfe-fuer-die-seele-24922

Kontakt

 

Dr. med. Jolanda Schottenfeld-Naor & Kollegen

Innere Medizin / Diabetologie

Ernährungsmedizin

Ärztehaus-Oststraße

Oststraße 51

40211 Düsseldorf

 

Eingang A, 3. Etage

 

Tel.: 0211 / 78 17 36 50

Fax.: 0211 / 78 17 36 57

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Di. 08.00 – 18.00 Uhr

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Donnerstag 14-15 Uhr

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